In diesem Beitrag möchte ich euch meine absoluten Lieblingsgitarren vorstellen und die Features näher bringen, die mich so sehr an diesem Design begeistern.

Die Rede ist von Strandberg Guitars, einem schwedischen Gitarrenhersteller.

Der Kopf

Das erste was wohl dabei auffällt, ist der fehlende Kopf der Gitarre. Diese kopflosen Headless Gitarren gab es schon in den 80er Jahren, damals vor allem vertreten durch Ned Steinbergers Modelle. Strandberg hat das Thema Headless wieder aufgriffen und erneut populär gemacht. Und hier kommen wir auch schon zu zwei besonderen Pluspunkten, warum eine Headless Gitarre meiner Meinung nach so toll ist:

1. Wir sparen uns einige Gramm am gesamten Gewicht
2. Es herrscht ein Gleichgewichtig, durch das Wegfallen der Kopflastigkeit

Ich habe leider keine Waage, um genaue Angaben machen zu können aber verglichen mit einer meiner älteren Ibanez Gitarren aus Mahagoni, ist es um einiges einfacher die Gitarre im stehenden Spiel in einer angenehmen Position zu halten, ohne mit der Spielhand die Haltung permanent ausgleichen zu müssen. Da die Stimmmechaniken jetzt an der Brücke Sitzen, hat die Gitarre eine perfekte Balance und bleibt – einmal umgehängt – genau wo sie soll.

Der Nullbund

Gehen wir weiter südlich fällt uns als nächstes die Kombination aus Nullbund und Sattel auf. Der Nullbund hat durch seine vorgegebenen Eigenschaften einige Vorteile:

1. Die Saiten haben eine perfekt eingestellte Höhe
2. Die leeren Saiten klingen mehr wie die gegriffenen Töne
3. Das verwendete Material ist Edelstahl

Oft fällt einem beim Musizieren auf, dass der Wechsel von gegriffenen Tönen zu Leersaiten hörbar ist. Alle zu schlimm ist es in den meisten Fällen zwar nicht aber ich finde, durch den Nullbund wird dieser Unterschied nochmal abgemildert, was ein insgesamt soundtechnisch runder wirkt.

Der Nullbund ist wie die regulären Bünde auch aus Edelstahl. Dieser Werkstoff ist härter als der der gewöhnlichen Bunddrähte aus Neusilber (Nickel-Kupfer-Zink Legierung). Dies macht die Verarbeitung zwar zeitintensiver in der Herstellung, hält dafür aber deutlich länger. Da die Bünde nun auch weniger empfindlich gegen Kratzer sind, entsteht ein eher gleitendes Gefühl beim Spielen.

Der hinter dem Nullbund verbaute Sattel ist im Fall von Strandberg nur als Saitenführung zu sehen und hat sonst keinerlei Bedeutung.

Jetzt kommen wir für die meisten Leser zum spannendsten Teil der Strandberg Gitarren:

Der Hals

Unschwer zu erkennen ist, dass man sich hier nicht an den halbrunden Profilen orientiert hat, sondern eine völlig neue Form entwickelt hat. Meiner Recherche nach hat Strandberg von Rick Toone die Lizenz zum Bau des Trapezoidal Neck Profile™ (TNP™) erworben. Dies geht zumindest aus einem alten Blogartikel von Ola Strandberg aus dem Jahre 2011 hervor.

Viele Leser fragen sich, ob man denn aufgrund der besonderen Form damit normal spielen kann oder ob es eine gewisse Zeit zum Einarbeiten braucht. Ich kann nur aus meiner persönlichen Erfahrung sprechen und habe keinen wirklich großen Unterschied bemerkt. Des Profil hat sich für mich nicht ungewohnt oder störend angefühlt. Im Gegenteil. Ich empfand es direkt als sehr innovativ und ergonomisch. Beschreiben kann man das Gefühl nicht, ich empfehle jedem diesen Gitarrenhals mal zu testen.

Der nächste wichtige Faktor des Halses sind die gefächerten Bünde, im englischen Fanned Frets genannt. Diese sind nicht dazu da, um etwa ein besonders angenehmes Spiel zu ermöglichen, sondern nehmen sich der physikalischen Eigenschaften der Saiten an.

Kurz erklärt gibt es folgende Zusammenhänge:

Je dicker und länger die Saite, desto Tiefer der Ton.

Je dünner und kürzer die Saite, desto Höher der Ton.

Ohne zu sehr ins Detail zu gehen (dafür gibt es viele ausführliche Artikel), kann man sagen, dass Fanned Frets generall eine tolle Idee sind.

Da die Tiefste Saite (Mensur von ca. 66,67cm) etwas länger ist als die höchste Saite (ca. 64,77cm), benötigen wir keine zu starken Saiten, um einen sauberen Ton und eine angenehme Spannung der Saiten zu bekommen. Die tiefen Töne profitieren also davon, dass die Saiten nicht zu dick sein müssen, die hohen Töne freuen sich darüber, dass keine zu dünnen Saiten aufgezogen werden müssen. Das Spielgefühl wird im Vergleich zu einer herkömmlichen Gitarre nochmals aufgewertet. Empfehlen kann ich auch die speziell auf die Strandberg abgestimmten 9,5-64er Saiten.

Der Body

Zum Body muss man sagen, dass durch das Chambering auch wieder einiges an Gewicht eingespart wird. Beim Chambering werden Teile aus dem Body ausgefräst, um unnötiges Gewicht zu reduzieren. Diese Kammern werden anschließend mit der Decke verschlossen für ein schönes optisches Bild.

Jeder, der mal eine Gibson um den Hals hatte, kennt das Problem. Und obwohl ich mich noch für Jung halte, finde ich zu schwere Gitarren immer etwas nervig. Meine Gedanke ist immer: Das Instrument muss es dem Spiele/der Spielerin so leicht wie möglich machen, sich künstlerisch ausdrücken zu können.

Der für mich beste Teil der Gitarre ist zweifelsohne der ausgeschnittene Teil, um die Gitarre im sitzen spielen zu können. Bevor ich die Strandberg zum ersten mal gespielt habe, wusste ich gar nicht, wie störend die Platzierung des Gitarrenkabels bei einer Les Paul Style Gitarre immer war.

Hier hängt nichts im Weg. Es herrscht totale Freiheit bei der Positionierung der Gitarre auf dem Schoß. Sowohl die klassische Haltung sowie auch andere Variationen davon sind problemlos möglich. Hier empfehle ich unbedingt, das mal zu testen.

Die elektronische Ausstattung ändert sich immer mal wieder. In den letzten Jahren haben sich aber als Tonabnehmer für die 7-Saitigen Modelle die Pickups von Fishman bewährt. In meinen Ohren klingen sie sehr direkt, sehr modern und haben einen insgesamt ausgewogeneren Sound als die EMG Pickups, die man so kennt und jahrelang in allen Gitarren verbaut wurden. Die Fishman Fluence Pickups sind definitiv nicht für jeden etwas und auch Geschmacksache. Aber hier verweise ich gerne auf YouTube, wo man viele Soundbeispiele finden kann.

Verarbeitung / Qualität

Es gibt immer mal wieder kleine Mängel an den Gitarren, die in diesem Preisbereich einfach nicht passieren sollten. In meinem Fall waren die Bundmarkierungen an der Seite etwas ausgefranst. Aber ich habe mich trotzdem entschieden, die Gitarre zu behalten. Sie war einfach zu gut dafür und Sound bzw. Bespielbarkeit sind mir definitiv wichtiger als kosmetische Mängel. Manche Spieler beklagen auch, dass der Saitenwechsel zu umständlich sei oder die Locking Mechanik am oberen Halsende ausbricht. Das liegt aber definitiv nicht am Instrument, sondern an der Person, die den Saitenwechsel vornimmt. Man sollte sich unbedingt informieren, wie die Gitarre funktioniert, wie die Saiten gewechselt werden und was sonst noch zu beachten ist bezüglich der Instandhaltung.

Fazit

Noch bevor ich zu meiner ersten Strandberg gekommen bin, wollte ich mir unbedingt selbst mal eine Gitarre bauen. Ich hatte immer das Gefühl, dass noch mehr gehen muss und irgendwie war ich nie zu 100% zufrieden. Nachdem ich dann meine erste Strandberg erhalten habe, waren alle Pläne über Board geworfen. Ich habe die für mich perfekte Gitarre gefunden und kann jedem empfehlen, sie wenigstens einmal zu testen. Der Preis der Modelle (ich besitze zwei Strandberg Boden 7 Saiter, eine „Original“ und eine „Metal) ist zwar nicht ohne. Aber hey, ich bin an meinem persönlichen Ziel und Wunschinstrument angekommen. Das war es mir Wert. Da ich nun überlege, meine anderen Gitarren von ESP und PRS zu verkaufen, wird es wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis die nächste Strandberg den Weg zu mir finden wird.

Da ich im Text einige Affiliate Links verbaut habe, freue ich mich natürlich, wenn ihr über diese Links eure nächsten Käufe bei Thomann tätigt. Damit unterstützt ihr mich und es hat keine Mehrkosten für euch 🙂

Ich hoffe, euch hat mein Beitrag zu diesen besonderen Gitarre gefallen und freue mich, wenn ihr den Link hierzu mit euren Freunden oder Bekannten teilt. Dieser Beitrag wurde nicht gesponsert, sondern spiegelt ausschließlich meine eigene Meinung wider.

Lg Julez